Heute wird gefeiert!

Liebe Gemeinde!

„Heute wird gefeiert!“ – So steht es auf dem Streichholzbriefchen von den Marburger Medien. Wer sich heute in die Kirche aufmachte, kann es am Ausgang mitnehmen. „Heute wird gefeiert!“ Das ist nicht auf Heiligabend und nicht auf Weihnachten beschränkt. Aber am Christfest gilt es ganz besonders. Wie würde Ihnen der Titel „Heute wird ermutigt!“ gefallen? Ich hielte das für sehr angemessen!

Hört der Engel helle Lieder, Kantorei Hörnerkirchen

Denn Christen feiern ja nicht, um im Rausch zu vergessen – wie es bei vielen der nun abgesagten Silvesterpartys wohl voll und ganz beabsichtigt ist. Christen feiern, um sich neuen Mut zu holen, wenn sie auf die Tage vorausblicken. Und sie danken ihrem Schöpfer, wenn sie auf die hinter ihnen liegende Zeit zurückblicken. Das gilt für JEDEN Gottesdienst, nicht nur für Weihnachten. Den Goldglanz mit dem dieses Fest heute so stark verknüpft ist, betont für uns nur besonders: Hier kommt Gott ins Spiel, er bringt sich mit uns in Verbindung! – So wie beim Goldgrund jeder Ikone in einer orthodoxen Kirche und jedem goldfarbene Heiligenschein auf unseren alten Altarbildern.

Zurück zu unseren Streichholzbriefchen: Ob einige von denen, die sie mit nach Hause nehmen, damit dann auch Kerzen an ihrem Christbaum anzünden? Dieses „Aufhellen“ des zunächst dunklen Weihnachtszimmers durch eine Kerze nach der anderen ist doch eines der schönsten Zeichen der Ermutigung! Wir tun damit im Grunde nichts anderes, als das, was überall auf der Welt zu allen Jahreszeiten von Gläubigen aller Religionen mit dem Entzünden von Kerzen oder Räucherstäbchen getan wird: Wir ermutigen uns, die Fernen Liebsten oder die Vorfahren nicht zu vergessen. (Bei uns zuhause geht das Kerzenanzünden am Baum reihum und jeder nennt diejenigen, die ihm am Herzen liegen.)

Dicke rote Kerzen, Kinderchor Hörnerkirchen

Was ist nun das Weihnachtliche daran? Seit der Menschwerdung Gottes binden wir die, derer wir gedenken, in die damit verknüpfte Hoffnung für die Welt ein. Wir stellen ihre Namen sozusagen in das Licht Gottes.

EINE Kerze anzünden – angesichts des überbordenden LED-Gefunkels in und an unseren Häusern ist das schon fast ein zivilisatorischer Akt. Ein Protest gegen Ressourcenverschwendung und Lichtverschmutzung im Wettbewerb um das „Noch mehr!“, „Noch bunter!“ und „Noch größer!“, der innezuhalten wagt und fragt: „Warum mach‘ ich das eigentlich?“ Im Idealfalle geht mir dann auf: Nicht nur die, derer ich gedenke, sondern auch mich selbst hülle ich damit in die Erwartung: Am Ende wird es gut. Am Ende wird Frieden, Schalom sein für mich und die Welt – wie „Friedensfürst“ einer der Namen des von Jesaja angekündigten Messias sein soll! Und die Kerze sagt mir: Der, an den ich denke, kann – wie ich selbst – schon jetzt ein Teil davon sein, wie es unser programmatisches Eingangswort aus dem Johannesevangelium sagt: „Wer Christus aufnimmt, wird „licht“ und lebendig, wird Kind Gottes.“

Kerzen hatten früher ja in vorindustrieller und vor-elektrischer Zeit einen bedeutend höheren Wert als heute; nicht umsonst galt es als hoch verdienstlich, sie der Kirche zu stiften. Von fürstlichen Tafeln wird als Ausdruck schieren Reichtums erzählt, wieviele Kerzen im Saal brannten. Diese Symbolik übertrug sich auf den kerzengeschmückten Baum in der Kirche (und zuhause ist es ja nicht anders): soviel mal heller, wie die ‘zig Kerzen am Baum als die 1,2,3 oder 4 Adventskerzen sind, soviel heller ist „Christus, das Licht der Welt“ als alle Blendversuche von Wohlstand und Geschäftigkeit. Dieser Ruf – „Christus, das Licht der Welt“ – wurde übrigens lange vor Ausprägung des Weihnachtsfestes in der OSTERNACHT angestimmt. Ohne der Weihnachtsfreude Abbruch tun zu wollen: Überhaupt erst, weil die Christen die Auferstehung feierten, begannen sie auch nach der Geburt des Heilands zu fragen!

Ob wir nun eine – oder viele – Kerzen anzünden: Wir sollten es bewusst tun. Wenn Sie keinen Baum haben oder diesen auch wegen des Brandschutzes nur elektrisch erleuchten, nehmen Sie ruhig eine andere Kerze. Es darf auch die Taufkerze sein, die Sie gemeinsam mit ihrem Kind oder Enkel anzünden und betrachten. JEDE Kerze steht dann genauso für den, der unser Dunkel hell machen will.

„Das Licht, also Christus, scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“ So formuliert Johannes am Anfang seines Evangeliums. Johannes kann die Menschwerdung Gottes ganz ohne Bethlehem beschreiben – aber nicht ohne Licht!

Lassen sie uns an diesem Weihnachtsfest den Licht-Gedanken ganz besonders in den Mittelpunkt stellen: Wo wird es durch die in Jesus personifizierte Liebe Gottes für uns, in uns und durch uns hell (bzw. heller)?

Ein Kind verändert die Welt, Juniorstars Hörnerkirchen

Wir können Corona mit Kerzen gewiss nicht „wegleuchten“. Eine Kerze beseitigt keine Viren. Aber wir können diese Kerze der Angst vor Corona entgegenstellen. Und wenn wir unsere Kerze ganz bewusst „vor Gott“ entzünden, hat das garantiert neben der Ermutigung auch etwas Feierliches. Es wird zum Gebet. Und aus Angst wird Mut zum Weitergehen. Denn Mut ist nicht die „nicht gezeigte Angst“, wie es der Filmemacher Sergio Leone meinte. Sondern – um es mit den Worten eines hoffnungsvollen Christenmenschen zu sagen: „Mut ist Angst, die gebetet hat.“

Also: zündet Kerzen an! Macht Mut und lasst euch ermutigen. In diesem Sinne gilt der Titel unseres Streichholbriefchens: „Heute wird gefeiert!“ – Christus als Licht der Menschen.

AMEN.

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